Freitag, 11. Mai 2007

ESKALATION IM ALLTAG ________________________________________________________________ Wer kennt es nicht das Lied von Mani Matter (1936-1972) "Ig ha nes Zündhölzli aazündt"? ______________________________________________________________ Ig han es Zündhölzli aazündt- Und es het e Flamme gäh- Und i ha für d’Zigarette- Welle Füür vom Hözli näh- Aber ds Hölzli isch dervo- Gschpickt und ufe Teppich cho- Und es hätt no fasch es Loch i Teppich gäh dervo. Ja me weis was cha passiere- We me nid ufpasst mit Füür- Und für d’Gluet ar Zigarette- Isch e Teppich doch de z’tüür- Und vom Teppich hätt - o Gruus- Chönne ds Füür i ds ganze Hus- Und wär weis, was da nid alles no wär worde drus. S’hätt e Brand gäh im Quartier- Und s’hätti d’Füürwehr müesse cho- Hätti ghornet i de Schtrasse- Und dr Schluuch vom Wage gno- Und si Hätte Wasser gschprützt- Und das hätt de glych nüt gnützt- Und die ganzi Schtadt hätt brönnt, es hätt se nüt meh gschützt. Und d’Lüt wäre umegschprunge- I der Angscht um Hab und Guet- Hätte gmeint s’heig eine Füür gleit- Hätte ds Schturmgwehr gno i dr Wuet- Alls hätt brüelet: Wär isch tschuld? Ds ganze Land i eim Tumult- Dass me gschosse hätt uf d’Bundesrät am Rednerpult. D’UNO hätt interveniert- Und d’UNO-Gägner sofort o- Für ir Schwyz dr Fride z’rette- Wäre beid mit Panzer cho- s’hätt sech usdehnt nadinah- Uf Europa, Afrika- s’hätt e Wältchrieg gäh und d’Mönschheit wär jitz nümme da. I han es Zündhölzli azündt- Und das het e Flamme gäh- Und i ha für d’Zigarette- Welle Füür vom Hölzli näh- Aber z’Hölzli isch dervo- Gschpickt und ufe Teppich cho ---- Gottseidank dass i’s vom Teppich wider furt ha gno """""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""" Soweit Mani Matter. Nun lesen wir im BLICK vom 11.5.07: __________________________________________________________ Zigi geraucht – Massenprügelei ___________________________________________________________ Vor sechs Wochen gerieten sich vier Erwachsene und sechs Jugendliche in die Haare. Jetzt wird ein Strafverfahren gegen sie eröffnet. ______________________________________________________________ Die Situation am 30. März eskalierte blitzartig: Zwei voneinander unabhängige Gruppen mit insgesamt zehn Personen waren gegen 22 Uhr mit dem Bus von Baar nach Zug gefahren. Während der Fahrt rauchte der Jugendliche provokativ eine Zigarette. Von einem Mitglied der anderen Gruppe wurde er angehalten, dies zu unterlassen. Der Raucher reagierte darauf mit verbalen Provokationen. Als beide Gruppen aus dem Bus stiegen, kickte der zuvor rauchende Jugendliche seinem Ermahner mit dem Fuss in den Rücken. Sofort entwickelte sich eine massive Schlägerei. Die Parteien setzten neben ihren Fäusten auch Bierflaschen ein. Eine Bierflasche verletzte einen jungen Erwachsenen im Genitalbereich. Eine zweite Flasche traf einen anderen Erwachsenen im Gesicht, wodurch dieser drei Zähne verlor. Er musste im Lippenbereich genäht werden. Ein weiterer Beteiligter erlitt einen Fingerbruch. Die übrigen an der Schlägerei beteiligten Personen trugen Kratzspuren und Prellungen davon. Die Zuger Polizei ermittelte nun sechs Jugendliche im Alter zwischen 15 und 17 Jahren, sowie vier 25- und 26-Jährige als Täter. Es handelt sich um Schweizer sowie Südosteuropäer. Die zehn Personen werden wegen Raufhandels und Körperverletzung angezeigt. ________________________________________________________________________ KOMMENTAR: Der Vergleich des Gedichtes mit der Zeitungsmeldung gibt zu denken: Die Schlägerei im Tram eskalierte zwar noch nicht zu einem Weltenbrand. Im Lied von Mani Matter nahm immerhin am Schluss jemand das Zündholz vom Teppich. Im Tram gab es jedoch Verletzte. Wir fragen uns: Hätte die Schlägerei im Tram nicht verhindert werden können? Wäre es auch dort noch möglich gewesen, das "Zündholz rechtzeitig vom Teppich zu nehmen"?