Freitag, 18. Januar 2008

Zur Uebertragung der Albisgütlirede:

Medien dürfen sich weder von rechts noch von links unter Druck bringen lassen!

Die Kritik von links, die Uebertragung der Blocherrede sei eine Entgleisung, teile ich nicht. Zensur, Maulkorbpolitik muss jeder ablehnen, der sich für die Rede- und Meinungsfreiheit stark macht. Weshalb die Angst vor Blochers Worten?

Ich zitiere news.ch -online:

Kritik an Live-Übertragung von Blocherrede

Zürich - Arbus, die Vereinigung für kritische Mediennutzung, und die SP protestieren gegen die Übertragung von Christoph Blochers Rede am Freitagabend in Zürich. Die Leiterin von DRS 4, Lis Borner, verteidigt den Entscheid der Redaktion.
SP-Generalsekretär Christen erwartet nichts Neues.
Als «Entgleisung» bezeichnet Arbus Schweiz die Live-Übertragung der Rede an der SVP-Albisgüetlitagung auf DRS 4. Damit stelle sich ein SRG-Medium «in den Propaganda-Dienst der SVP», unterstütze einseitig die Ziele der SVP, schreibt die Vereinigung in einem Communiqué .

Es sei nicht Aufgabe eines öffentlichen Radios, diese Rede zu übertragen. Damit würden zudem andere Parteien und Organisationen ermuntert, dasselbe zu verlangen. Was aber würden Gebührenzahlende sagen, wenn beispielsweise 1.-Mai-Reden live übertragen würden, gibt Arbus zu bedenken.

«Plattform» für Blocher

Kritik kommt auch von der SP: Dass - zusammen mit der Arena am Schweizer Fernsehen- zwei SRG-Sender Christoph Blocher eine derartige Plattform gäben, sei unhaltbar, bestätigte Generalsekretär Thomas Christen gegenüber der Nachrichtenagentur SDA eine Meldung des «Tages-Anzeigers». Man werde intern prüfen, welche Massnahmen man ergreifen könne.

Christen ist überzeugt, dass die Rede zwar «nicht unbedeutend» sei, aber: «ich erwarte alten Wein in alten Schläuchen». Es handle sich schliesslich um eine Rede eines Parteivizepräsidenten vor einer Parteiversammlung. Darüber im Nachhinein zu berichten, wäre in Ordnung. Aber sich schon im Voraus in diesem Ausmass damit zu beschäftigen, sei eine «einseitige Fokussierung».

Lis Borner, Redaktionsleiterin von DRS 4, verteidigte auf Anfrage die Übertragung. Es sei ein Ziel von DRS 4, prägende «Schlüsselereignisse» live zu übertragen - und einzuordnen. Dies gelte für Themen in Politik - links oder rechts -, Wirtschaft oder Sport.

Ende Zitat

Kommentar: Die Medien sind verpflichtet, Themen, Aktionen von nationaler Bedeutung zu begleiten - vor allem wenn es um etwas Aussergewöhnliches geht . Die Sendeverantwortlichen haben aus meiner Sicht professionell gehandelt.

Die SRG darf sich keinem anwaltschaftlichen Journalismus verpflichten.

Angenommen ein SP Bundesrat wäre aus dem Bundesrat "gekippt" worden - und er würde die politisch Landschaft neu prägen - auch dann hätte das Fernsehen die Rede dieses Ex- Magistraten übertragen müssen. Die heutige Albisgütlirede ist aus meiner Sicht keine normale Albisgütlirede, so wie es die 1. Mai Ansprachen sind.

Was mich erstaunt: Früher als den Medienschaffenden vorgeworfen wurde, sie wären linkslastig und würden die Themen selektiv gewichten, d.h. gesellschaftskritische Aspekte favorisieren, wurde damals die Bedeutung der Medien völlig hinuntergespielt. Die Beeinflussung sei minimin. Die vorherrschenden Meinung könne durch allfällig einseitigen Sendungen nicht zusätzlich beeinflusst werden. Interessamt ist es, dass diese Argumentation heute nicht mehr gilt. Weshalb diese Angst vor Blochers Worten?

Uebrigens: Auch in diesem Fall verhelfen die Kritiker Blocher zu noch grösserer Aufmerksamkeit. Jetzt erfahren viele - die es noch nicht gewusst hatten - dass die Rede live übertragen wird. Der Sender wird sogar genannt. Die Kritiker sind Provokateur Blocher einmal mehr auf den Leim gegangen und wurden zu Werbehelfern.