Mittwoch, 18. März 2009

Die Uneinsichtigkeit Steinbrücks

Mit Verwunderung hat Bundesfinanzminister Peer Steinbrück auf die Empörung in der Schweiz über seinen Indianer-Vergleich reagiert. «Mit keiner Silbe und keinem Vergleich hat sich der Minister despektierlich gegenüber der Schweiz und ihren Bürgerinnen und Bürger verhalten.» sagte Steinbrücks Sprecher Torsten Albig.

Schweizer Gegenwehr schockt Peitschen-Peer

Wenn jedoch Steinbrück am Samstag am Rande des Treffens der Finanzminister der G-20 in London die Drohung mit einer schwarzen Liste gegenüber der Schweiz mit der «siebten Kavallerie vor Yuma» verglichen hat, die man auch ausreiten lassen könne und sagte: «Aber die muss man nicht unbedingt ausreiten. Die Indianer müssen nur wissen, dass es sie gibt», so ist dies arrogant, despektierlich und inakzeptabel! Steinbrück hat keinen Grund, verwundert zu sein.

Grosse Verwunderung

Mit «grosser Verwunderung» stelle Steinbrück fest, welche Wirkung ein plastisches Bild habe. Damit sollte nach Angaben des Sprechers nur beschrieben werden, dass es gut sein könnte, wenn sich auch die Schweiz beim Bankgeheimnis an die Regeln der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit in Europa (OECD) halte.

Überrascht stelle das Ministerium jetzt fest, dass einige Schweizer Steinbrück in die Nähe deutscher Politiker der 30er-Jahre stellten, sagte Albig. «Dass Mitglieder ihrer Nationalversammlung meinen, den bösen Deutschen zu entdecken, wenn man darüber diskutiert, ob es klug ist, OECD-Regeln anzuwenden oder nicht, das überrascht mich sehr», fand der Sprecher.

Steinbrück muss sich überhaupt nicht wundern, wenn die Schweizer auf einen Peitschen schwingenden selbsherrlichen Deutschen sauer reagieren. Nicht die Schweiz ist empfindlich. Steinbrück hat die Anti Reaktionen geschürt. Er sollte lieber selbstkritisch sein und sich entschuldigen.

«Selbst schlichte Bilder sehr sensibel wahrgenommen»

Albig sagte auf Nachfrage eines Schweizer Journalisten in der Bundespressekonferenz: «Wir nehmen zur Kenntnis, dass selbst schlichte Bilder bei Ihnen sehr sensibel wahrgenommen werden. Dafür mag es mehrere Erklärungen geben. Zumindest fühlen Sie sich in ihrer Situation, ausserhalb der OECD-Regeln zu stehen, offensichtlich nicht ganz wohl. Das können wir verstehen. Da können wir nur auffordern: Bewegen Sie sich auf uns zu, dann werden ganz triviale Bilder für Sie auch nicht ganz so unangenehm in der Schweiz.»

Wenn dieser Vergleich der Schweizer mit den Indianern ein schlichtes Bild ist, kann man Steinbrück nicht mehr helfen. Diese Uneinsichtigkeit gibt zu denken.

Seine Äusserungen bleiben «inakzeptabel" und sind nicht nur im Ton "aggressiv». Steinbrücks Rhetorik ist auf internationaler Ebene zwischen freundschaftlich verbundenen Nachbarn «beleidigend und vollkommen unhaltbar» (so hat es unsere Aussenministerin immerhin treffend formuliert).

Zuckerbrot und Peitsche

Aussagen Steinbrücks waren schon im Oktober Anlass für die Schweiz gewesen, den deutschen Botschafter zu zitieren. Damals ging es um einen Protest gegen die Aussage des Ministers vor Journalisten in Paris, in der Kontroverse um die Steuerflucht müsse man statt zum Zuckerbrot auch zur Peitsche greifen.

Fazit: Trauriger als die verbalen Entgleisungen ist die nachträgliche Uneinsichtigkeit des deutschen Finanzministers. Anstatt sich zu entschuldigen, bezichtigt er mit seiner Beschönigung, die Schweizer als überempfindlich.

Wenn Steinbrück sagt:

«Mit keiner Silbe despektierlich»

So sagen wir:

Die Wortwahl war mehr als bissig:

Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück (Bild: Keystone)

Die gesamten Peitschen und Indianer Aeusserungen waren bestimmt mehr als despektierlich!!!

Schade, dass Thomas Müller mit seiner Aussage, nun Steinbrück Gelegenheit gibt, von seinem Fehlverhalten abzulenken. Nun kann er gegen die Annäherung des Finanzministers zu den Nazi protestieren. Müller nimmt aber nichts zurück. Er erklärte, er habe nur mit gleicher Münze zurückzahlen wollen, damit er sehe wie solche Vergleiche inakzeptabel sind.

Schade, hatte sich doch bereit im Parlament eine breite Front quer durch alle Parteien gebildet, die sich gegen Steinbrücks Wildwest-Rhetorik zur Wehr setzte.

Quelle Tagi:

Heisse Debatte im Nationalrat: 40 Redner wollen Dampf ablassen.

Heisse Debatte im Nationalrat:

40 Redner liessen Dampf ab. (Bild: Keystone)

Dass die Schweizer Volkseele kochte, wird in allen Medien zum Ausdruck gebracht:

Kriegt die Schweizer Verbalpeitsche zu spüren: Finanzminister Peer Steinbrück. (Reuters)

Blick am Abend: Schweizer lästern über Steinbrück

„Blick am Abend“

Schweizer lästern über Steinbrück

Schweizer Gegenwehr schockt Peitschen-Peer

Aus Blick:

Wir haben unsere liebe Mühe mit der teutonsich-scharfen Art des deutschen Finanzministers Peer Steinbrück. Jetzt wandelt sogar die CVP in SVP-

Erst vergleicht Finanzminister Peer Steinbrück die Schweiz mit Indianern. Jetzt schießt die Schweizer Zeitung zurück!

Gewiss wird jetzt nur noch über Müllers verbale Entgleisung diskutiert.

«Erinnert an Deutsche mit Ledermantel, Stiefel und Armbinde»

Quelle Blick

Hier die umstrittene Videosequenz:

20 Min:

Thomas Müller zu Peer Steinbrück

Das Spiegelbild trügt

In der Praxis stelle ich immer wieder fest, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis jemand sein echtes Spiegelbild (bei Videoaufnahmen) akzeptiert. Beim fachgerechten Videofeedback sind sich viele Menschen nicht bewusst, dass sie beim Betrachten der Sequenzen mit dem natürlichen Abbild konfrontiert werden und sich so sehen wie die Umwelt. Das Bild wird weder beschönigt noch verschlechtert.

Ein ausgebildeter Kameramann filmt möglichst objektiv, d.h. so, wie jemand von den anderen Menschen gesehen wird. In der Regel sehen wir uns leider täglich X Mal seitenverkehrt im Spiegel. Links ist rechts und die rechte Seite ist links. Ferner blenden Menschen gerne das wahre Bild des eigenen echten Bildes aus.

http://bianca.last-pain.net/geschichten.html

Das Spiegelbild trügt in der Regel, das wir in uns haben. Nicht nur, dass wir uns möglicherweise jünger in Erinnerung haben. Oder weil wir unser tatsächliches Bild überblenden. Mit Versuchen konnte nachgewiesen werden: Wurden Menschen mit ihren manipulierten d.h. beschönigenden Portraits konfrontiert, so zeigte sich: Die Betrachter unterstellten sich die geschönte Aufnahme und bezeichneten diese als echt. Erst, wenn sich jemand ständig mit dem echten ungeschönten Abbild auseinandersetzt, bekundet er weniger weniger Mühe, sich zu akzeptieren und dieses ungeschminkte Abbild richtig zu lesen. Man kann diesen Prozess der Selbsterkenntnis mit dem Lesen eines Textes im Spiegel vergleichen. Wer versucht, Texte im Spiegelbild zu lesen, wird grosse Mühe haben, diesen Text fliessend zu lesen. So ergeht es auch uns, wenn wir nicht gelernt haben, sich mit unserem echten Abbild ständig auseinanderzusetzen. Wer das echte Abbild ständig ausblendet, wird es beim ersten Videofeedback so gehen, wie wenn man im Spiegel versucht den gespiegelten Text zu lesen.

Das will heissen: Es lohnt sich, sich regelmässig dem fachgerechten Videospiegel auszusetzen. K+K ist Ihnen bei diesem Check behilflich.