Samstag, 3. Dezember 2011

Nun kam er doch noch: Der erste Schnee


Zum Skifahren reicht es leider noch nicht: Schneelandschaft im Bündnerland. (Archivbild)

Ob das Sprachdefizit so rasch ausgebügelt werden kann?



Ich zitiere TAGI

«Je vais améliorer mon français»


Bruno Zuppigers Französisch ist holprig und wird kritisiert. Nun hat er sich ein ambitioniertes Lernprogramm auferlegt. Kommt schon heute Abend der grosse Test vor laufender Kamera?
«Sollte mich die Bundesversammlung zum Bundesrat wählen, dann würde ich versuchen, ein- bis zweimal wöchentlich von 5 bis 7 Uhr morgens Fremdsprachen zu trainieren»: Bruno Zuppiger.


«Sollte mich die Bundesversammlung zum Bundesrat wählen, dann würde ich versuchen, ein- bis zweimal wöchentlich von 5 bis 7 Uhr morgens Fremdsprachen zu trainieren»: Bruno Zuppiger.
Bild: Keystone

Auch für Adolf Ogi war das Französisch eine Tortur

Der damalige Bundespräsident bei seiner Neujahrsansprache im Jahr 2000.

Nachhilfe auch für Pierre-Yves Maillard

Nicht nur Bruno Zuppiger will seine Fremdsprachenkenntnisse verbessern, sollte er Bundesrat werden. Auch Pierre-Yves Maillard sieht noch Nachholbedarf. Er könne sich in Deutsch durchschlagen, sagte er jüngst gegenüber Medien. Aber sicher fühle er sich nicht. Die anderen beiden Kandidaten aus der Romandie, Alain Berset und Jean-François Rime, scheinen ziemlich sattelfest, was ihre Deutschkenntnisse anbelangt.
Die Überraschung war dem damaligen SF-Moderator Reto Brennwald gelungen, als er vor der letzten Bundesratswahl im September 2010 die «Arena» in Englisch eröffnete. «Mrs Keller, let me ask you the first question in English», sprach Brennwald die Bundesratskandidatin an. Er wollte von ihr wissen, ob sie bei den Fraktionshearings in Englisch angesprochen wurde. «Yes, and I guess you want me to answer in English», fragte die St. Gallerin in perfektem Englisch zurück. Kein Wunder, die Regierungsrätin war früher Dolmetscherin. Auch Johann Schneider-Ammann musste daran glauben. «Je me débrouille raisonnablement en français», schlug sich der Berner Unternehmer im Vergleich zu Keller-Sutter weniger souverän, aber dennoch wacker


Sie kommt immer wieder, die Sprachenfrage, also wie gut die Bundesratsanwärter die zweite Landessprache sowie die Weltsprache Englisch beherrschen. Und sie kommt auch jetzt wieder. Diesmal trifft es den Zürcher SVP-Nationalrat Bruno Zuppiger. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Gewerbeverbandspräsident für höhere Weihen noch Nachholbedarf hat. Seine Standeskollegin, CVP-Nationalrätin Kathy Riklin, sagt es so: «Herr Zuppiger hat als Präsident von Kommissionen und Delegationen an offiziellen Anlässen schon verschiedentlich fremdsprachige Ansprachen gehalten. Das war meiner Ansicht nach nicht überzeugend.» Aufgefallen ist das auch anderen.


Nachhilfestunden in der Früh


Zuppiger selber macht daraus auch kein Geheimnis. «Ich werde das Thema Fremdsprachenkenntnisse mit hoher Priorität angehen, damit ich mich auch frei ausdrücken kann», sagt er auf Anfrage. Und als wollte er beweisen, dass es jetzt schon nicht schlecht steht um sein Französisch, ergänzt Zuppiger im schweizweit berühmtberüchtigten Français fédéral (oder alternativ auch français Emil): «Je vais améliorer mon français.» Wie das? «Sollte mich die Bundesversammlung zum Bundesrat wählen, dann würde ich versuchen, ein- bis zweimal wöchentlich von 5 bis 7 Uhr morgens Fremdsprachen zu trainieren», erklärt Zuppiger. Riklin rümpft darob die Nase: «Wieso erst jetzt? Er ist doch bereits 12 Jahre im nationalen Parlament.»
Vorerst aber muss Zuppiger beweisen, was er bis jetzt an Fremdsprachen drauf hat. Denn schon nächste Woche beginnen für die Bundesratskandidaten die Hearings bei den Fraktionen.


Bei Westerwelle ging es auch
Dass mit dem Rücktritt von Micheline Calmy-Rey der Sitz im Aussendepartement frei wird, bringt zusätzlich Brisanz in die Fremdsprachenfrage. Zeigt niemand Wechselgelüste – und danach sieht es derzeit aus – würde dem Zürcher Oberländer das EDA winken. «Sollte ich Aussenminister werden, gibt es im schlimmsten Fall auch noch Übersetzer», so Zuppiger schlagfertig. Ein Blick über die Grenze zeigt, dass diese Rechnung durchaus aufgehen kann, siehe Guido Westerwelle.
Und wie sieht man in der Romandie einem Bundesrat Zuppiger entgegen? «Je ne veux pas créer une polémique avec ça», heisst es auf Anfrage bei einem Ratskollegen. Auch andere wollen sich nicht äussern. Aus Erfahrung ist aber bekannt, wie heftig dieses Thema auch ennet dem Röschtigraben debattiert wird.


Keller-Sutter unterlag trotz perfekten Sprachkenntnissen


Gut möglich, dass das Fremdsprachenthema bereits heute Abend öffentlich aufgenommen wird, in der Sendung «Arena» nämlich. Die vier offiziellen Bundesratskandidaten sind ins SF-Studio geladen. Ins Pendant der Romandie, «Infrarouge», könnte sich Zuppiger allerdings nicht vorstellen zu gehen: «Im Moment sind meine Französisch-Kenntnisse nicht gut genug, dass ich in eine Diskussionssendung in der Romandie gehen würde. Plötzlich fehlt mir ein Ausdruck und das unterbricht dann die Debatte unnötigerweise.»


Kommentar: Zuppinger kann sich nicht mit Westerwelle vergleichen.
Heute werden die Sprachkenntnisse vorausgesetzt und ein Magistrat muss fähig sein, sich in zwei Landessprachen - aber auch in ENGLISCH - verständlich auszudrücken. Ich kann mir vorstellen, dass Zuppingers Sprachdefizite die Wahl beeinflussen könnten.